Die Vagus-Nerv-Stimulation: 5 Stimulatoren für den Heimgebrauch

Die Stimulation des Nervus vagus hat enorme positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unsere Selbstheilungskräfte und unser - nicht nur psychisches - Befinden.

Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten zur Vagusnerv-Stimulation.

Die erste liegt in der Verwendung eines sogenannten Vagusnerv-Stimulator. Das ist ein kleines Gerät, mit dem man den Vagusnerv stimulieren kann. In der Regel werden hierzu elektrische Signale über die Haut an den Vagusnerv gesendet.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, gewisse Übungen durchzuführen, die den Vagusnerv stimulieren. Hierzu gehören beispielsweise Kältetherapie, Atemtechniken, Yoga und Tai Chi und Meditation, um nur einige zu nennen. In meinem Artikel 13 Übungen zum Aktivieren des Vagusnervs findest Du eine genaue Beschreibung der Verfahren, mit denen Du deinen Vagusnerv selbst stimulieren kannst.

In diesem Artikel geht es somit um die erste Option, also die Stimulation des Vagusnervs mit bestimmten technischen Stimulatoren (Devices).

Über mich


Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.

Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.

Wie alles begann: Invasive Vagusnerv-Stimulation

Die Ursprünge der Vagusnervstimulation gehen auf die Therapie von Epilepsie zurück (1). Bereits im Jahre 1997 wurde von der FDA die Vagus Nerv Stimulation (kurz: VNS) als Zusatztherapie von Epilepsien bei Erwachsenen zugelassen (2). Hier werden die Fasern des Vagusnerv am Hals des Patienten durch Stromimpulse gereizt, welche im Gehirn einen hemmenden Effekt auf die Entstehung von epileptischen Anfällen zu haben scheinen.

Hierzu wird ein kleines Stimulations-Gerät operativ in der Nähe des Schlüsselbeins unter die Haut implantiert. Dieses ist über ein Kabel mit Elektroden verbunden, die an dem linken Vagusnerv an der Seite des Hals implantiert wurden. Dieses Kabel verläuft also von den Elektroden subcutan am Hals entlang nach unten Richtung Schlüsselbein, wo es mit dem Stimulationsgerät verbunden wird (7).

Die elektrischen Signale, die das Gerät in regelmäßigen Abstand zwischen drei und fünf Minuten für 30 Sekunden aussendet, werden dann vom linken Vagusnerv des Patienten direkt in bestimmte Gehirn-Bereiche übertragen.

Es wird zur Behandlung bewusst der linke und nicht der rechte Vagusnerv stimuliert , da vom vom rechten Nervus vagus viele Nervenfasern Richtung Herz führen und man kein Risiko bezüglich Herzrhythmusstörungen eingehen möchte.

VNS bei therapieresistenten Depressionen

Schnell hat sich in Studien gezeigt, dass die Vagusnerv-Stimulation (VNS) nicht nur gegen Epilepsien wirkt, sondern dass auch eine positive Wirkung zur Behandlung therapieresistenter Depressionen und anderer psychischer Erkrankungen gegeben ist.

Mittlerweile ist die implantierbare Version des Vagusnerv-Stimulators von der FDA, der offiziellen Gesundheitsbehörde in den USA, auch als therapeutische Methode gegen therapieresistente Depressionen zugelassen.

Die Depression des Patienten muss chronisch und schwer zu behandeln sein, bevor die invasive Vagusnerv-Therapie (VNS) zugelassen wird. Das bedeutet konkret, es müssen mindestens vier unterschiedliche Behandlungen ohne Wirkung vorausgegangen sein, bevor die invasive VNS implantiert werden darf.

Zu den Behandlungen, die bei den Patienten vorher versucht werden sollten, zählen u.a. die medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka, Elektroschocktherapie und Psychotherapie (4).

Lesetipp: Mögliche Vagusnerv-Beschwerden

Studie zur Wirksamkeit

In einer Studie von 2017 untersuchte man fünf Jahre lang Patienten mit Depressionen und stellte fest, dass zwei Drittel der Patienten auf die Behandlung mit VNS ansprachen - im Vergleich zu lediglich 41%, die auf eine konventionelle Behandlung ansprachen (5).

Auch der Anteil der Patienten, die in Remission gingen, war bei den VNS-Patienten mit 43% deutlich höher als die 26% der Patienten, die keine Vagusnerv-Stimulation als Therapie bekamen.

Zuletzt war auch die Prognose der VNS-Patienten besser. Bei der VNS-Gruppe dauerte es im Schnitt zwölf Monate bis zu einem Rezidiv - im Vergleich zu lediglich sieben Monate bei der Kontrollgruppe.

Risiken und Nebenwirkungen

Neben den allgemeinen operativen Risiken (z.B. Narkose) bestehen vor allem Problem mit Heiserkeit und Schluckbeschwerden als Nebenwirkung.

Zu den Risiken der Operation zählen:

  • Schmerzen an der Implantationsstelle
  • Gefahr einer Infektion
  • Schwierigkeiten beim Schlucken
  • Stimmbandlähmung (i.d. Regel vorübergehend, in wenigen Fällen aber auch dauerhaft)

Zu den Nebenwirkungen nach und unabhängig von der Operation (Implantation) zählen:

  • Veränderungen der Stimme
  • Heiserkeit und Kehlkopfschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Schwierigkeiten beim Schlucken
  • Kribbeln auf der Haut
  • Schlaflosigkeit
  • Verschlimmerung einer bestehenden Schlafapnoe
Online-Tests
  • Depressionen

  • Angst-Score

  • Soziale Phobie

  • Burnout

Online Test Depression

Die folgenden Fragen helfen dir dabei einzuschätzen, inwiefern Du unter Depressionen leiden könntest.

Ein persönlicher Tipp

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.

Der Vagusnerv (Nervus vagus)

Der Vagusnerv (lat: nervus vagus) ist der X. Hirnnerv von insgesamt 12 Hirnnerven und stellt eine Verbindung zwischen unserem Gehirn und den Hauptorganen unseres Körpers her.

Der Nervus vagus verläuft (3):

  • von unserem Gehirn
  • über den Hals
  • entlang der Luftröhre (deswegen die eventuellel Probleme mit Heiserkeit und Schlucken)
  • durch den Brustbereich (Stimulation mit dem Sensate, siehe unten)
  • bis hinein in den Bauchraum.

Dabei zweigt er zu den einzelnen Organen ab (z.B. Herz, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Nieren, Leber etc.) ab.

Da Vagusnerv hat seinen Name daher, weil er so lang ist und durch große Teile unseres Körpers verläuft, also wandert (vagare, lat. für wandern).

Der Nervus vagus ist an der Mitregulation fast all unserer inneren Organe beteiligt, was seine enorme Bedeutung für unsere Gesundheit verdeutlicht. Doch die Informationen fließen auch in die umgekehrte Richtung, also von den inneren Organen Richtung Gehirn.

Der X. Hirnnerv ist ein bedeutender Teil des parasympathischen Nervensystems, welches für Ruhe und Entspannung zuständig ist. Das erklärt, warum eine die VNS bei Patienten so entspannend und stressabbauend wirkt.

Ich persönlich vermute, dass der Vagusnerv auch eine große Rolle bei psychosomatischen Beschwerden spielt, die ja letztlich stressbedingt sind - und eben nicht eingebildet, wie man psychosomatische Beschwerden oft fälschlicherweise interpretiert.

Lesetipp: Der Verlauf des Vagusnerv

Nicht-invasive Vagusnerv-Stimulatoren

Seit einigen Jahren drängen immer mehr Stimulationsgeräte zur VNS für den Heimgebrauch auf den Markt. Das ist natürlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass immer mehr Patienten an einer Depression leiden.

1. Der Sensate

Die App des Sensate: Auswahl von Sound Theme (Forest), Lautstärke und Vibrationsintensität

Der Sensate in der Detailansicht

Der Sensate sollte auf dem Brustbein "aufliegen".

Googelt man nach Vagusnerv-Stimulator ist der erste Treffer die Google Ad-Werbung zu Sensate.

Der Sensate (Preis Stand März 2021: 199 £) ist kein elektrischer Vagusnervstimulator wie solche, die implantiert werden können. Stattdessen wirkt er über Sound und Vibrationen.

Die Anwendung des Sensate ist folgendermaßen:

  1. Suche Dir ein ruhiges Plätzchen, wo man die nächsten 10, 20 oder 30 Minuten entspannen möchte.
  2. Stöpsel Deine Kopfhörer in die Ohren rein, starte die Sensate App auf deinem Handy bzw. Smartphone, hänge Dir den Sensate um, schalte ihn and und kopple den ihn mit deinem Handy.
  3. Platziere deinen Sensate auf deiner Brust (am besten auf dem Brustbein), stelle Lautstärke und Intensität des Sensate ein. Schließe deine Augen und entspanne im Einklang mit dem Sound und den Vibrationen.

Meine persönliche Erfahrung

Ich bekam die erste Version des Sensate im Frühjahr 2020 und war direkt begeistert. Die Vibrationen gelangen über mein Brustbein in den gesamten Körper und fühlen sich extrem entspannend an.

Die unterschiedlichen Sounds/Klänge, die man auf der App auswählen kann, sind ganz nett und auch die Vibrationen scheinen auf die unterschiedlichen Klänge abgestimmt zu sein. Doch inwiefern sich die Klänge bzw. Sounds auch auf mein Wohlbefinden auswirken, kann ich nicht beurteilen, da bereits die Vibrationen (auch ohne Klänge) super entspannend wirken. Tatsächlich schalte ich oft den Sound aus und freue mich lediglich auf die Vibrationen des Sensate.

Leider dringen die Vibrationen nicht so stark in den Körper ein, wenn man den Sensate nur umhängen hat. Von daher empfiehlt es sich schon, sich hinzulegen, so dass der Sensate richtig auf der Brust liegt, damit die Vibrationen besser über das Brustbein Richtung Vagusnerv gelangen können.

Nach knapp einem Jahr hörte mein Sensate auf zu vibrieren, wobei ich nicht sicher bin, ob ihn evtl. meine Tochter herumgeworfen hat (sie hatte das natürlich verneint 🙂 ). Auf jeden Fall bekam ich ohne Probleme kostenlos ein neues Ersatzgerät (sogar die neue Version) zugesendet. Ich kann also den Kundenservice nur loben.

Lesetipp: Weitere Erfahrungsberichte zu Sensate

2. Der Alpha Stim

Der Alpha Stim (Preis Stand März 2021: 795$) ist ein von der FDA in den USA zugelassenes medizinisches Therapiegerät zur Behandlung von Angststörungen, Schlafstörungen und Depressionen.

Der Alpha Stim verwendet Craniale Elektrostimulation (CES), um eine patentierte Wellenform über zwei Ohrclip-Elektroden abzugeben. Eine Behandlungs-Session mit dem Alpha-Stim dauert 20 Minuten und kann parallel zu anderen Aktivitäten stattfinden.

Nach Angaben des Herstellers tritt oftmals noch während der Session eine Besserung der Symptomatik ein, die sich bei wiederholter Anwendung kumulieren soll. Es wird eine tägliche Anwendung empfohlen. Zur Prävention sollen auch 2-3 Anwendungen pro Woche ausreichend sein.

Erfahrungen

Ich hab' den Alpha Stim persönlich noch nicht getestet, vielleicht kann dir aber dieser englischsprachige Bericht über den Alpha Stim weiterhelfen. Falls Du selbst Erfahrungen zum Alpha Stim hast, würde ich mich sehr gerne mit Dir über deine Erfahrungen austauschen.

3. Der Parasym

Nicht ideal: man muss aufpassen, dass der Ohrclip nicht rausrutscht.

So sollte der Parasym am Ohr "sitzen".

Einstellungen von Intensität und Frequenz

Der Parasym (Preis Stand März 2021:599 £) ist ebenfalls ein Vagusnerv-Stimulator (tVNS = transkutane Vagusnerv-Stimulation) für den Heimgebrauch.

Der Parasym sendet kleine Stromimpulse (Mikroimpulse) an eine Elektrode, welche über Klemmen am Tragus des Außenohrs befestigt sind. Das ist eine prädestinierte Stelle für die nicht-invasive Vagusnerv-Stimulation, weil hier einige wichtige Teile des Vagusnervs verlaufen.

Die Impulsrate, Impulsbreite und Wellenform, in der die Mikroimpulse vom Parasym abgegeben werden, sind beim Parasym konfigurierbar.

Die Anwendung soll täglich für 60 Minuten erfolgen und kann wie auch beim Alpha Stim parallel zu anderen Aktiviäten stattfinden.

Hinweis: Auch wenn Alpha Stim und Parasym zunächst recht ähnlich erscheinen, so verwenden sie doch eine unterschiedliche Technologie (8) zur vagus nerve stimulation:

  1. Der Alpha Stim verwendt CES, die kann zur tACS = transcranial Alternating Current Stimulation zugeordnet werden.
  2. Der Parasym verwendet tVNS = Transcutaneous Vagus Nerve Stimulation

Ehrlich gesagt: ich muss noch ein bisschen recherchieren, damit ich die Unterschiede der beiden Technologien gut erklären kann.

4. Modius

Den Modius gibt es in drei Varianten: zum Abnehmen (Modius Slim), für besseren Schlaf (Modius Sleep) und gegen Stress (Modius Stress). Die Unterschiede, wie die drei Varianten den Vagusnerv stimulieren, sind marginal. Ich persönlich verwenden den Modius Slim.

Bei jeder Anwendung, die 45 Minuten dauert, musst Du ein paar frische Klebeelektroden verwenden, die hinter die Ohren geklebt werden. Das verursacht zwar regelmäßige Kosten, dafür ist die Übertragung des elektrischen Signals hervorragend.

In der zugehörigen App kannst Du die Intensität von 1 bis 10 regeln.

Meine Erfahrung mit dem Modius

Das Tragen ist recht komfortabel und durch die Klebeelektroden hält es einfach besser als die Ohrclips von Alpha Stim und Parasym. Ich hatte anfangs nach der Anwendung und am Folgetag Kopfschmerzen bekommen und musste sehr lange auf Stufe 1 bleiben.

5. Apollo Neuro

Frontal ansicht des Apollo Neuro

Seitenansicht

Ich trage den Apollo meistens am Fuß

Beim Apollo Neuro denkt man erstmal gar nicht an den Vagusnerv, denn der Apollo wird an Fuß-oder Handgelenk getragen. Er ist sehr sanft und ideal für Einsteiger und für Menschen, für die die anderen Vagusnerv-Stimulatoren zu stark sind. In der zugehörigen App kann man verschiedene Modi einstellen: z.B. Schlaf, Erholung (Recovery), Aktivierung etc. Mein Lieblingsmodus ist jedoch der Recovery-Modus in der stärksten Intensität.

Du kannst den Apollo Neuro quasi unbegrenzt am Tag tragen oder bis die Batterie schlapp macht und geladen werden muss. Da er sehr unauffällig am Handgelenk oder Fußgelenk getragen wird, ist er auch ideal für unterwegs.

Meine Erfahrungen

Ich trage den Apollo fast immer am Fußgelenk und die Vibrationen sind sehr entspannend, auch wenn sie nicht direkt am Vagusnerv ansetzen. Ich konnte sogar meine Mutter davon überzeugen, ihn mal auszuprobieren und sie wollte sofort, dass ich einen für sie bestelle.

6. vagusnet

Der tVNS-Stimulator von vagus.net (Preis Stand März 2021: 538,80€) basiert auf der gleichen Technologie wie der Parasym. Ich habe mit ihm keine persönlichen Erfahrungen.

Lesetipp: tDCS-Therapie gegen Depressionen und Ängste

Fazit

Die VNS-Therapie geht ursprünglich auf die Behandlung von Epilepsien zurück, doch hat man schnell festgestellt, dass die Vagusnerv-Stimulation auch Patienten mit therapieresistenter Depression von der VNS profitieren.

Das invasive VNS-Verfahren gegen Depressionen, bei denen der Vagusnerv in regelmäßigen Abständen jeweils für 30 Sekunden stimuliert wird, ist Patienten mit schweren Fällen therapieresistener Depresseionen vorenthalten.

Die kleinen handlichen Gerätchen, die es mittlerweile auf dem Markt gibt, sind dagegen eine wirksame Alternative bzw. Ergänzung für jedermann.

Je nach Vagusnerv-Stimulator sollen 20 bis 60 Minuten täglich ausreichen. Meiner Erfahrung nach macht es aber Sinn, die Behandlung mit VNS bis zu zwei Stunden täglich durchzuführen.

CBD: eine Alternative

Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan - ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.

Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.

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