Der Wirkstoff Quetiapin (Arzneimittel Seroquel) gehört zu den Neuroleptika, wird aber sehr oft zum Schlafen verschrieben, obwohl er kein Schlafmittel ist.

Der Wirkstoff Quetiapin, enthalten im Arzneimittel Seroquel, ist ein antipsychotisches Medikament. Dieses Antipsychotikum aus der Gruppe der Neuroleptika wird nach S3-Leitlinie bei Patienten zur Behandlung von Symptomen wie Wahn oder Halluzinationen eingesetzt , die bei folgenden Erkrankungen auftreten können:

Quetiapin wirkt, indem es die Konzentration bestimmter chemischer Botenstoffe, der sogenannten Neurotransmitter, in deinem Gehirn verändert – insbesondere Serotonin und Dopamin.

Obwohl es eine beruhigende Wirkung hat, ist Quetiapin kein typisches Schlafmittel. Quetiapin wird somit nicht für eine reine Schlafstörung (z.B. Schlaflosigkeit) ohne weitere Symptome empfohlen.

In diesem Artikel erklären wir dir, warum das so ist, welche Nebenwirkungen es haben kann und welche sichereren Schlafmittel es gibt.

Quetiapin Erfahrungen: Das gefährliche Seroquel unter der Lupe

Über mich

Hallo,

mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.

Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.

Off-Label-Gebrauch: ist Quetiapin ein Schlafmittel?

Quetiapin zum Schlafen – meist keine gute Idee

Quetiapin, erhältlich in Form von Filmtabletten und Retardtabletten, wurde von der Food and Drug Administration (FDA) nicht zur Behandlung von Schlaflosigkeit zugelassen. Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung wird es jedoch manchmal als kurzfristiges Schlafmittel verschrieben (Off-Label).

Obwohl es schwierig ist, genau zu bestimmen, wie oft Quetiapin gegen Schlaflosigkeit und verwandte Schlafstörungen verschrieben wird, deuten Untersuchungen einer Studie darauf hin, dass die Behandlung mit Quetiapin recht häufig verschrieben wird.

Eine Studie aus dem Jahr 2017, in der Quetiapin-Verschreibungen unter Jugendlichen in einer stationären psychiatrischen Einrichtung untersucht wurden, ergab, dass von 720 Aufnahmen 11,5 Prozent Quetiapin zur nächtlichen Einnahme verschrieben wurde. Von diesen Verschreibungen waren 57 Prozent ausschließlich für Schlaflosigkeit bestimmt.

Reicht Quetiapin 25 mg zum Schlafen?

Wieviel Quetiapin zum Einschlafen? Welche Dosierung von Quetiapin bei der Behandlung Schlafstörungen?

Einem Bericht von aus dem Jahr 2012 zufolge liegt die typische Dosierung von Quetiapin zwischen 25 und 200 Milligramm (mg) pro Tag, wenn es im Rahmen einer Off-Label-Verordnung gegen Schlaflosigkeit verschrieben wird (Quetiapin). Quetiapin 100 mg kommt wohl recht häufig als Dosis zum Einsatz. Quetiapin 25 mg zum Schlafen ist auf jeden Fall eine gute Startdosierung zum Testen.

Quetiapin zum Schlafen: Erfahrungen

Es gibt nur wenige qualitativ hochwertige Studien, die sich speziell mit der Frage befasst haben, ob Quetiapin tatsächlich beim Schlafen hilft.

Die vorliegenden Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit von Quetiapin davon abhängt, ob die Schlaflosigkeit unabhängig von anderen (psychischen) Erkrankungen (primäre Schlaflosigkeit) oder zusammen mit anderen Krankheiten (sekundäre Schlaflosigkeit) auftritt.

Gewichtszunahme selbst bei niedriger Dosierung

In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 wurden zwei Studien identifiziert, die den Einsatz von Quetiapin bei der Behandlung von primärer Schlaflosigkeit untersuchten. Die Autoren erwähnten mehrere potenzielle gesundheitliche Bedenken, wie Gewichtszunahme und Stoffwechselveränderungen, selbst bei niedrigen Dosen.

Medikament nicht zum Einsatz bei Patienten mit primären Schlafstörungen empfohlen

In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2014 identifizierte man nur zwei kleine klinische Studien, die den Einsatz von Quetiapin zur Behandlung von Schlaflosigkeit bei Erwachsenen ohne andere gesundheitliche Probleme untersuchten. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Quetiapin aufgrund mangelnder Informationen zur Sicherheit und Wirksamkeit nicht zur Behandlung von Schlaflosigkeit empfohlen wird.

Eine andere Literaturübersicht von aus dem Jahr 2016 kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Es wurde nur eine Studie zitiert, die zu dem Schluss kam, dass Quetiapin den Schlaf nicht wesentlich verbessert.

Ein umfassender Bericht von aus dem Jahr 2018 kam ebenfalls zu dem Schluss, dass Quetiapin die primäre Schlaflosigkeit nicht verbessert. Die Autoren schlugen jedoch vor, dass Quetiapin aufgrund der begrenzten Evidenz bei der Behandlung von sekundärer Schlaflosigkeit, die durch eine Depression im Zusammenhang mit bipolaren Störungen verursacht wird, nützlich sein könnte.

Auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse wird Quetiapin derzeit in erster Linie nicht zur Behandlung von Schlaflosigkeit empfohlen.

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Was sind die Risiken oder Nebenwirkungen?

Quetiapin zum Schlafen – meist keine gute Idee

Aufgrund des Mangels an Forschungsergebnissen haben wir kein vollständiges Bild von den Risiken, die mit der Einnahme einer niedrigen Dosis von Quetiapin als Schlafmittel verbunden sind, insbesondere auf lange Sicht.

In der bereits oben zitierten Übersichtsarbeit von 2014 stellten Forscher fest, dass die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen des Medikaments Mundtrockenheit und Tagesmüdigkeit waren. Die Autoren wiesen jedoch auch darauf hin, dass selbst niedrige Dosen von Quetiapin zu einer erheblichen Gewichtszunahme als Nebenwirkung führen können.

Niedriger Blutdruck und weiter häufig auftretende Nebenwirkungen

Andere unerwünschte Nebenwirkungen, die in klinischen Studien mit Quetiapin gegen Schlaflosigkeit berichtet wurden, sind

  • Probleme mit dem Kreislauf (niedriger Blutdruck) incl. Schwindelgefühl nach dem Aufstehen
  • Muskelkrämpfe
  • sich wiederholende Körperbewegungen
  • Unruhe und Zappeligkeit
  • Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der ruhelosen Beine)

Schwindel, trockener Mund und andere Nebenwirkungen bei hohen Dosierungen

Nebenwirkungen, die mit höheren Dosen von Quetiapin zur Behandlung von bipolaren Störungen und Schizophrenie verbunden sind, sind besser bekannt. Sie können Folgendes umfassen:

  • Schwindel
  • trockener Mund
  • Probleme mit dem Herz
  • hoher Cholesterinspiegel
  • hohe Triglyceride
  • Insulinresistenz
  • Müdigkeit
  • Schlaganfall
  • Selbstmordgedanken und selbstmörderisches Verhalten
  • Veränderungen im Gewicht, v.a. Gewichtszunahme

Lebensbedrohliche Nebenwirkungen

Zu den weniger häufigen Nebenwirkungen gehören die folgenden Zustände, die lebensbedrohlich sein können:

  • Neutropenie, ein Zustand, der deine weißen Blutkörperchen beeinträchtigt
  • Neuroleptisches malignes Syndrom (NMS), eine seltene Arzneimittelreaktion

Quetiapin birgt auch ernsthafte Risiken für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, wie z.B. einen verstärkten kognitiven Abbau und Tod.

Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und andere Absetzerscheinungen

Wie bei allen Psychopharmaka kommt es auch beim Absetzen von Quetiapin zu sogenannten Absetzsymptomen. Hierzu gehören unter anderem:

  • Übelkeit, Durchfall, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Schlaflosigkeit
  • Schwindel Gereiztheit

Um die Gefahr dieser Absetzerscheinungen zu reduzieren, sollten man deswegen das Medikament nur schrittweise und sehr langsam absetzen. Ein sanftes Ausschleichen ist ein Vorgehen, das Betroffene in der Realität besser durchstehen können als ein zu abruptes Absetzen, wie es leider immer noch manche Ärzte vorschlagen.

Sicherere Arzneimittel zum Schlafen

Quetiapin zum Schlafen – meist keine gute Idee

Es gibt verschiedene Arten von Behandlungsmöglichkeiten für primäre Schlaflosigkeit. Dazu gehören:

  • verschreibungspflichtige Medikamente
  • frei verkäufliche rezeptfreie Medikamente
  • Nahrungsergänzungsmittel/Supplemente
  • Verhaltenstherapien und ergänzende Therapien
  • Änderungen des Lebensstils

Während einige dieser Behandlungen Risiken bergen, vor allem wenn sie langfristig angewendet werden, sind andere Optionen als sicher bekannt und bergen ein geringes oder gar kein Risiko für Nebenwirkungen.

Schauen wir uns diese Möglichkeiten einmal genauer an.

Verschreibungspflichtige Medikamente: nur kurzfristig

Verschreibungspflichtige Schlafmittel können es dir erleichtern, einzuschlafen oder durchzuschlafen. Zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten gehören Benzodiazepine und Medikamente mit sedierender Wirkung, wie z. B. Antidepressiva.

Einige beispielhafte Wirkstoffe für verschreibungspflichtige Schlafmittel sind:

Viele dieser Medikamente, insbesondere Benzodiazepine, werden nicht für den Langzeitgebrauch empfohlen, da sie schnell, bereits innerhalb von zwei Wochen, zur Abhängigkeit führen. Außerdem können verschreibungspflichtige Schlaftabletten Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit verursachen.

Es ist daher wichtig, dass du die Risiken und Vorteile von verschreibungspflichtigen Schlafmitteln mit deinem Arzt besprichst.

Freiverkäufliche Medikamente

Manche Menschen verwenden rezeptfreie Medikamente, die Schläfrigkeit verursachen, um besser (ein-)schlafen zu können. Dazu gehören Antihistaminika und Mittel gegen Übelkeit, wie z. B. Dimenhydrinat.

Auch bei diesen Arzneimitteln, die eigentlich nicht zur Behandlung von Schlaflosigkeit gedacht, sind, können Nebenwirkungen auftreten, z.B.:

  • Verwirrung
  • Schwindel
  • Tagesmüdigkeit

Es ist auch hier wichtig, dass du es mit deinem Arzt sprichst, bevor du rezeptfreie Medikamente einnimmst, die dir beim Schlafen helfen.

Pflanzliche Schlafmittel

Quetiapin zum Schlafen – meist keine gute Idee

Melatonin ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das häufig als Schlafmittel eingesetzt wird. Andere natürliche Schlafmittel sind:

  • Baldrianwurzel
  • Magnesium
  • Lavendel

Sprich auf jeden Fall mit deinem Arzt oder Apotheker, bevor du ein Nahrungsergänzungsmittel einnimmst.

Auch wenn Nahrungsergänzungsmittel ein geringeres Risiko für ernsthafte Nebenwirkungen haben, können sie mit anderen Medikamenten, die du einnimmst, in Konflikt geraten.

Verhaltenstherapien und ergänzende Therapien

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Techniken, die bei Schlaflosigkeit helfen können. Dazu gehören:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Bei der Kognitiven Verhaltenstherapie arbeitest du mit einem geschulten Therapeuten daran, Gedankenmuster zu ändern, die deine Fähigkeit, gut zu schlafen, beeinträchtigen können.
  • Entspannungsmethoden: Geführte Meditation, Yoga, Tai Chi, Biofeedback und Atemübungen können dir helfen, dich zu entspannen, wenn es Zeit zum Schlafen ist.
  • Bewusster Schlafentzug: Bei dieser Technik beschränkst du vorübergehend die Schlafdauer, damit du dich in der nächsten Nacht müder fühlst. Die Erfahrung zeigt, dass schon wenige Nächte Schlafentzug zu sehr guten Ergebnissen führen.
  • Lichttherapie: Die Verwendung eines Tageslichtlampe am frühen Morgen kann dir helfen, deinen Schlafrhythmus anzupassen, besonders in den Wintermonaten.
  • Akupunktur: Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2012 kann Akupunktur die Schlafqualität verbessern.

Änderungen des Lebensstils

Manchmal können kleine Änderungen in deinem Tagesablauf deinen Schlaf verbessern. Probiere einmal folgendes aus:

  1. Bewege dich regelmäßig tagsüber oder ein paar Stunden vor dem Schlafengehen. Vermeide es, dich kurz vor dem Schlafengehen noch einmal richtig zu bewegen.
  2. Vermeide zu lange Nickerchen oder Nickerchen zu spät am Nachmittag.
  3. Schränke deinen Koffein- und Alkoholkonsum ein, besonders in den Stunden vor dem Schlafengehen. Beides kann dir deine Nachtruhe rauben.
  4. Vermeide es, vor dem Schlafengehen eine große Mahlzeit zu essen.
  5. Wenn du rauchst, versuche, mit dem Rauchen aufzuhören.
  6. Versuche dich zu entspannen, bevor du ins Bett gehst. Du kannst dich dehnen, meditieren oder Yogaübungen machen. Du könntest auch ein warmes Bad nehmen, lesen oder beruhigende Musik hören.
  7. Versuche, dich an einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu halten, indem du jeden Tag etwa zur gleichen Zeit ins Bett gehst und aufwachst.
  8. Benutze dein Schlafzimmer nur zum Schlafen und für Sex. Vermeide es zu arbeiten oder fernzusehen, während du im Bett liegst.
  9. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über Medikamente oder gesundheitliche Probleme, die deinen Schlaf beeinträchtigen könnten.

Weitere Hilfen bei Schlaflosigkeit

Wenn du weiterhin Probleme mit dem Schlafen hast, gibt es weitere Hilfsmittel, die dir helfen können.

Apps für Schlaflosigkeit können dir helfen, deine Schlafgewohnheiten zu verfolgen. Einige Apps bieten auch Entspannungstechniken und Hypnose an, um dir beim Einschlafen zu helfen.

Auch Schlaflosigkeits-Podcasts können dir helfen, vor dem Schlafengehen abzuschalten. Sie enthalten:

  • Gute-Nacht-Geschichten, die dich schläfrig machen
  • beruhigende Naturgeräusche
  • weißes Rauschen

Wenn deine Schlaflosigkeit anhält, sprich mit deinem Arzt darüber. Er kann dir helfen, die Ursachen für deine Schlafprobleme zu beseitigen.

Fazit: Quetiapin nur bei sekundären Schlafstörungen

Quetiapin, ein Medikament aus der Klasse der Antipsychotika, wird bei Schlaflosigkeit und verwandten Schlafstörungen nicht empfohlen. Es gibt nicht genügend hochwertige Forschungsergebnisse über seine Sicherheit und Wirksamkeit.

Es gibt eine Reihe anderer Behandlungsmöglichkeiten für primäre Schlaflosigkeit, z. B. Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Änderungen der Lebensweise.

Sprich mit einem Arzt oder einer Ärztin, um herauszufinden, welche Behandlungen für dich in Frage kommen.

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