J. hat sich freundlicherweise als Interviewpartner zur Verfügung gestellt. Ich spreche mit J. über seine Depressionen, über seine (hypochondrischen) Ängste, seine Erfahrungen mit dem SSRI-Antidepressivum Paroxetin und sonstige Therapien, die J. im Laufe der Jahre schon gemacht hatte.

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Über mich

Hallo,

mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.

Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.

J.’s Biographie in Kürze

Andreas: Hallo, J. Vielleicht kannst Du dich mal kurz vorstellen. Wo und wie lebst Du, wo kommst Du her, wie alt bist Du etc.?

J.: Ich heiße Jörg, bin 49 Jahre alt, komme aus Hannover, lebe mit meiner Frau und zwei Kindern in einem EFH mit Garten, meine Kinder sind 13 und 18 Jahre alt, meine Frau und ich sind von berufstätig, ich bin im Außendienst tätig, aber derzeit voll im Home Office. Ich nehme seit Jahren Paroxetin, hatte das damals von meinem Psychiater verschrieben bekommen.

Leider ist die wirtschaftliche Lage in unserem Unternehmen so, dass wir derzeit auch 30 % Kurzarbeit haben.

Andreas: Heißt, deine Frau und Du sind beide von Kurzarbeit betroffen?

J.: Nein, meine Frau ist als Lehrerin tätig und hat keine Kurzarbeit.

LesetippErfahrungen zu Antidepressiva von Patienten

Depressionen und hypochondrische Ängste seit 2002

Andreas: Okay, verstehe. Und unter welchen „Beschwerden“ leidest Du?

J.: Ich leide an generalisierter Angststörung und Depressionen, erstmals diagnostiziert 2002, viele hypochondrischen Ängste.

Andreas: Hast Du vor bestimmten Krankheiten Angst, z.B. Krebs o.ä. oder allgemein auf alles, was die Gesundheit betrifft?

J.: Alles, was die Gesundheit betrifft, immer Sorge den Körper zu überlasten oder geistig eingeschränkt zu sein.

In Phasen, in denen es mit gut geht, kann ich jedoch besser mit körperlichen Symptomen umgehen. Hatte bsw. Gallen-OP mit Tumorverdacht, der sich nicht bestätigt hat, habe das recht gut überstanden.

Hatte in der Kindheit schon viele Ängste, vor dem Sterben zum Beispiel und auch hypochondrische Episoden.

Andreas: Da würde ich gleich gerne drauf zurückkommen.

Noch eine kurze Frage: wie sieht das in den Phasen aus, in denen es dir nicht so gut gelingt, die Ängste in Schach zu halten?

Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher Tipp

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.

Andreas 350
Andreas

Wie geht es dir wirklich?

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Immer wieder Probleme mit dem Absetzen von Paroxetin

J.: Bisher waren das immer Phasen, in denen ich vorher versucht habe, mein Medikament (Paroxetin, ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) auszuschleichen, wenn ich auf einer niedrigen Dosis angekommen war, ging es wieder los. Somit gehe ich davon aus, dass es auch Absetzerscheinungen sein können. Bisher habe ich immer wieder aufdosiert und nach einigen Monaten ging es mir meist wieder besser.

Diesmal habe ich seit Januar eine Krise, langsam scheint es besser zu werden. Am unangenehmsten sind eine unerträgliche innere Unruhe, die morgens beginnt und zum Abend etwas besser wird, sowie kognitive Defizite, dich ich subjektiv wahrnehme, verspreche mich zum Beispiel öfter.

Depressionen mit Selbstmordgedanken und großer Traurigkeit gehörten in den letzten Monaten auch dazu.

Ich nehme Paroxetin jetzt in einer Dosis von 40mg und habe eine Magnetstimulation an der Berliner Charité über 4 Wochen durchgeführt, die die Depressionen mindern sollte. Und die ich selbst zahlen musste.

Ich war in den letzten Monaten nicht krank geschrieben, da ich es geschafft habe, die wenige anfallende Arbeit, meist Telefonate und Emails, Angebote erstellen etc. gerade zu bewältigen.

Lesetipp: Paroxetin richtig absetzen

Hilfe durch regelmäßigen Sport

Andreas: Verstehe, du hast dich also so durchgekämpft.

J.: Richtig!

Als ich 2014 meine letzte Krise hatte, trotz Medikation, habe ich angefangen Sport zu treiben, 2-3x/Woche im Fitnessstudio, das hat gut geholfen. Während des Lockdowns dachte ich, diese paar Monate werde ich schon ohne Sport schaffen, aber das war wohl ein Trugschluss.

Andreas: Das geht leider ganz vielen Menschen so. Wenn der soziale Anreiz fehlt, macht man doch meist viel weniger Sport. 

J.Seit Januar walke ich jeden Tag, jetzt mindestens 5 km täglich.

Andreas: Gute Entscheidung! Gibt es noch etwas, wo Du sagen würdest das hilft mir, wenn ich es regelmäßig mache?

Ich vermute mal, du hast in den Jahren bestimmt schon einiges an Therapien ausprobiert?

Unklare Hilfe durch Psychotherapie

J.: Seit 2014 bin ich 1xWoche in Psychotherapie, wobei ich ja immer unter Medikamenten stand und die Ängste weitestgehend weg waren. Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Therapie etwas bringt, da ich meine, ich hätte jetzt viel souveräner mit meinem Ängsten umgehen müssen.Aber ja, ich habe einige probiert. Beispielsweise Physiotherapie 2xWoche, das hilft schon ein wenig. Ansonsten gelingt es mir seit 2 Wochen wieder, mich den täglich notwendigen Aufgaben und Routinen zu widmen und ich kann mich ablenken. Dazu gehört auch das Treffen mit Freunden.

Ich habe auch Kinesiologie versucht, aber das hat mir persönlich nicht viel gebracht. CBD-Öl, da bin ich mir noch nicht sicher, ob das hilft. Vitamin D und Magnesium. 

Es geht mir in Summe besser als vor einem Monat, ich denke, dass eine Vielzahl von Maßnahmen dazu beigetragen hat.

Kindheitstraumata als Ursache?

Andreas: Ok. Hast Du eine Idee, was die „Ursache(n)“ deiner Beschwerden sind? Du sagtest ja, dass du schon als Kind verstärkt unter Ängsten gelitten hast.

J.: Ja, ich denke, dass meine Erziehung und meine Kindheit, erlebte Traumata in der Kindheit und das Verhalten meiner Eltern mir gegenüber entscheidend dazu beigetragen haben, dass ich verstärkt Ängste entwickelt habe, zusätzlich wurde ich in der Schule gemobbt und verprügelt.

Also Selbstwertgefühl und Selbstwahrnehmung sowie Selbstbewusstsein waren nicht vorhanden.

Andreas: Wie ist momentan das Verhältnis zu deinen Eltern (falls sie noch leben)?

J.: Zu meiner Mutter schlecht, es gibt im Prinzip kein Verhältnis, außerdem ist sie auch psychisch krank, Verfolgungswahn ect., jedoch nicht diagnostiziert, weil sie nicht zum Arzt geht. Zu meinem Vater ganz gut. Beide leben noch in einer Wohnung, aber nebeneinander her.

Sorgen um Finanzen und Arbeitsplatz

Andreas: Du hattest vorhin geschrieben, dass du von Zeitarbeit betroffen bist. Ist das etwas, das dich auch belastet (finanziell oder Angst um den Arbeitsplatz)?

J.: Ja!

Mein Chef ist sehr menschlich und sozial, ich habe alle Freiheiten, überhaupt keinen Druck. Er ist aber schon sehr alt, 75, und wird bald einen Nachfolger bekommen. Ob dieser dann ähnliche Ansichten hat, ist fraglich. Also, die Angst, die Arbeit unter mehr Druck zu schaffen, ist auf jeden Fall da.

Ich denke, dass ich durchaus fachlich recht gut bin und hatte auch meine Verkaufserfolge, aber ich kann mit Druck schlecht umgehen.

Andreas: Da spielen wohl auch die Selbstzweifel eine Rolle, die du vorhin angesprochen hattest.

J.: Auf jeden Fall!

Paartherapie

Andreas: Wie kann eigentlich deine Frau mit deiner Erkrankung umgehen? So eine Erkrankung ist ja schon auch eine Belastung für Partnerschaft und Familie.

J.: Meine Frau kann damit ganz gut umgehen, allerdings habe ich mit ihr auch meine Konflikte. Sie ist kein Mensch, der liebevoll und zärtlich ist und mich einfach mal in den Arm nimmt und tröstet. Das belastet mich zusätzlich. Sie ist sehr auf ihre Arbeit fixiert, das ist eine für sie sehr wichtige Lebensaufgabe, sie definiert sich sehr darüber, denke ich.

Deshalb gehen wir seit ein paar Wochen gemeinsam zur Psychotherapie – Paartherapie.

Andreas: Das ist schön von ihr, dass sie da „mitmacht“.

J.: Ja, ich habe ihr das ein wenig zur Bedingung gemacht.

Erfahrungen mit Paroxetin

Andreas: Ich habe noch eine Frage zum Paroxetin. Viele Betroffene tun sich ja – nicht zu Unrecht – schwer mit der Entscheidung, überhaupt Antidepressiva zu nehmen.

Wie war das bei dir, als Du dich dazu entschlossen hattest, das Paroxetin (oder hast Du erstmal was anderes probiert) einzunehmen?Was waren deine Gründe, wie hat es gewirkt bzw. wie wirkt es noch? Die Absetzproblematik hattest Du ja schon kurz angesprochen.

J.: Mein Psychiater hat mir nach der erstmaligen Diagnose der Angststörung das Paroxetin verschrieben und ich wollte ja unbedingt, dass es mir besser geht. Ich habe mich überhaupt nicht schwer damit getan, es einzunehmen. Allerdings wurde ich auch nicht über mögliche Absetzerscheinungen informiert. Die ersten Wochen der Einnahme waren sehr schlimm, da hatte ich starke Nebenwirkungen, v.a. die sexuellen Funktionsstörungen machten mir zu schaffen. Aber danach war es einfach super. Ich hatte vorher kein anderes Medi ausprobiert, Paroxetin war das Erste. Ich würde aber jedem raten, die Dosis langsam zu steigern: erst 5 mg, 10 mg, dann Paroxetin 20mg, 30 mg bis hin zur jetzigen Dosis von 40 mg.

Ich habe es dann nach Rücksprache mit dem Psychiater 2004 langsam abgesetzt und kurze Zeit später ging es wieder los mit den Symptomen, allerdings hier zusätzlich mit extremen Durchfällen über Wochen, dann habe ich wieder eindosiert und es dauerte diesmal länger und ich musste höher dosieren. Das nächste Mal dann 2014, auch nach dem abdosieren war ich für 4 Wochen in einer psychiatrischen Klinik und wurd2e noch höher dosiert, zusätzlich hatte ich im gleichen Jahr wieder einen kleinen Rückfall, der dann mit Sport gut kompensiert wurde.

Ich hatte jetzt in den letzten 2 Jahren angefangen abzudosieren, weil mein Gewicht zur Belastung wurde und meine Psychologin meinte, ich wäre durch den Sport stabil genug, abzudosieren. Leider ging das schief und jetzt hatte ich den Eindruck, dass Medi wirkt gar nicht mehr.

Und jetzt hieß es außerdem auf einmal, ich soll nur noch auf 20mg gehen, man wüsste jetzt, dass höhere Dosen nicht helfen, sondern nur mehr Nebenwirkungen machen.

Erst in den letzten 2 Wochen habe ich die Dosis eigenmächtig auf 40 mg erhöht.

Und jetzt hieß es außerdem auf einmal, ich soll nur noch auf 20mg gehen,…

Andreas: Das kenne ich von Escitalopram, da wurde die Höchstdosis von 30 mg auf 20 mg runtergesetzt.

J.: Der Psychiater hätte gern gehabt, dass ich von heute auf morgen das Medikament wechsle auf Duloxetin, ohne Auszuschleichen.

Fazit und Zweck des Interviews

Andreas: Ich kann deine Bedenken gut verstehen.

Ich denke, wir haben einen ganz guten „Rundumschlag“ hinbekommen. Gibt es noch etwas, das Du erwähnen möchtest?

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?

J.: Für wenn genau und wofür war dieses Interview? Meine Hoffnung ist, dass mein Befinden weiterhin besser wird.

Andreas: Also ich wollte das Interview gerne anonym auf meinem Blog veröffentlichen, am besten unter den Stichworten Angst/Depression, Hypochondrie, Paroxetin.

J.: Mit welchem Hintergrund? Das andere Betroffene eine Hilfestellung erhalten?

Andreas: Erstmal, dass andere Betroffene das lesen können und sich mit ihren Problemen nicht alleine fühlen. Vlt. auch Parallelen erkennen oder auch nicht.

J.: Das meinte ich mit Hilfestellung, es kann hilfreich sein, wenn man feststellt, dass es Anderen ähnlich geht.

Andreas: Ja, genau! Das ist der Hauptzweck!

J.: Ok, dann dir ein schönes Pfingstwochenende!

Andreas: Vielen Dank für deine Zeit und dir ebenfalls ein schönes verlängertes Wochenende!

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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht

Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.

Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.

Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.

CBD: eine Alternative

Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.

Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.

Welcome to your Sprüche

Welchen der folgenden Sprüche findest du am besten? In dem Sinne, dass er dich inspiriert, aufmuntert oder dass du dich damit identifizieren kannst?

Würdest Du diesen Spruch auch öffentlich verwenden, z.B. auf einem Profilbild oder einem T-Shirt o.ä.

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